Ankern

Eine Nacht am Anker hängend ist das Schönste nach einem anstrengenden Tag auf See. Einfach mal abschalten und die Ruhe genießen.

Trotz der steigenden Anzahl der Bojenfelder gibt es noch genug Platz zum Ankern. Man darf eigentlich überall dort ankern, wo es nicht ausdrücklich verboten ist. Erkennbar ist das Verbot an dem auf dem Kopf stehenden Anker. Oft finden Sie dieses Symbol an einem kleinen Haus am Ufer einer Insel. Von dort läuft ein Unterwasserkabel zur nächsten Insel.

Bitte ankern Sie nicht in Seegrasfeldern. Dies ist die Kinderstube der jungen Fische.

 

Ankern in Kroatien

Das Ankermanöver Schritt für Schritt

Suchen Sie sich nach Wind und Seegang bzw. nach der zu erwartenden Windrichtung eine geschützte Bucht. Die Grundbeschaffenheit sollte genauso geprüft werden wie die Möglichkeit von Fallwinden. Teilweise gibt es in Kroatien Felsplatten am Grund nur mit einer dünnen Schicht Sand darüber, die keinerlei Halt bietet.

Wenn Sie die geschützte Bucht erreicht haben, wird der Ankerplatz vorsichtig abgefahren, um Untiefen zu lokalisieren. Auf eine mögliche Leegerwall – Situation achten. Dann gegen den Wind anfahren und aufstoppen. Jetzt kann der Anker fallen. Im ersten Schritt nur so viel Kette geben, bis der Anker den Grund erreicht. Von nun an kann der Wind genutzt werden, um quer zur Windrichtung nach Lee zu driften und weiter Kette zu stecken, oder es wird einfach rückwärts eingekuppelt. Nach Erreichen der gewünschten Kettenlänge ruckt der Anker mit der Restfahrt ein. Nun geht es darum, den Anker einzufahren. Dabei ist „langsam“ das Zauberwort, damit der Anker eine Chance hat, sich einzugraben und nicht über den Meeresgrund gerissen zu werden. Dazu wird wieder rückwärts eingekuppelt und langsam die Drehzahl erhöht. Ein Crewmitglied hält seine Hand auf die Kette und kann so spüren, ob der Anker über den Grund schleift. Der Rudergänger schaut im Heckwasser, ob die Yacht Fahrt achteraus macht, und peilt über zwei Punkte am Schiff eine Landmarke am Ufer an. Zeigt der Drehzahlmesser nun ca. 2200 rpm an und ist kein Rucken am Anker zu spüren, und wandert die Peilung nicht aus, so kann man davon ausgehen, dass sich der Anker gut eingegraben hat.

Ankern in Kroatien

Kettenlänge

Die Länge der Ankerkette berechne ich wie folgt:

Bei guten Witterungsbedingungen in einer Bucht mit wenig Platz oder vielen Ankerliegern stecke ich Wassertiefe + 5 m für den Durchhang + 20 m am Grund. Sobald das Wetter schlechter wird oder der Ankerplatz weiträumig ist, wird mehr Kette gegeben.

Wenn vorhanden, kann jetzt noch eine Kettenkralle in die Ankerkette eingehakt und auf einer Klampe belegt werden. Eine Kettenkralle entlastet die Ankerwinsch und dämpft zudem das Einrucken beim Schwojen. Als Tauwerk wird eines mit viel Reck benutzt. Wenn verfügbar, kann zusätzlich noch ein Ruckdämpfer eingebunden werden. Zusätzlich unterbricht eine Ankerkralle die Übertragung von Schleifgeräuschen der Kette vom Meeresboden und sorgt somit für Ruhe im Schiff. Eine Kralle aus Edelstahl kostet je nach Ausführung 15 – 80 € und kann auch für Charterer interessant sein. Jetzt muss man nur noch die Stärke der Kette wissen ( 8 oder 10 mm).

Ankern in Kroatien

 

Ankerwache

Je nach Wetter kann es notwendig sein, Ankerwache zu gehen. Dabei kann entweder die ganze Nacht an Deck verbracht werden, oder es genügt, sich alle 1–2 Stunden den Wecker zu stellen und nach dem Rechten zu sehen. Aber nicht nur der eigene slippende Anker kann gefährlich werden, sondern auch andere Ankerlieger, deren Grundeisen nicht hält. Diese driften dann wie eine Flipperkugel durch das Ankerfeld.

Ankerauf gehen

Viele Ankerwinschen laufen nur, wenn der Bootsdiesel im Betrieb ist. Ziehen Sie sich nicht mit der Winsch in Richtung Anker, sondern fahren Sie mit kurzen Gasschüben zum Anker, während die Kette gleichzeitig eingeholt wird. Gerade wenn viel Wind in der Bucht steht, ist die Belastung auf die Winsch sonst enorm. Erst wenn der Anker vollständig oben ist, ist das Boot wieder manövrierfähig. In seltenen Fällen kann es vorkommen, dass sich der Anker in eine andere Kette, in einer Felsspalte oder in einem Grundgeschirr einer Muring verfangen hat. Wenn der Anker sich in einer anderen Kette verfangen hat, kann versucht werden, den Anker soweit zu heben, bis ein Tampen unter der anderen Kette durchgezogen, und auf der Klampe belegt werden kann. Nun den eigenen Anker fieren und klarieren. Gelingt das nicht, kann nur noch ein Taucher helfen. Uns ist genau das im Frühjahr 2021 geschehen. Wir haben uns auf der Insel Brac mit dem Anker in einer Mooring Kette verfangen. Ein Taucher von seaHelp hat uns dann aus dieser Situation befreit. Von mir gibt für diese Hilfeleistung ein ganz klares „Daumen hoch“.

Ankern in Kroatien

So kommt der Anker wieder frei – Ankern mit Trippleine

Vermuten Sie Felsplatten, Ketten oder alte Bojenverankerungen am Meeresgrund kann eine Trippleine verwendet werden, um bei Bedarf den Anker quasi nach hinten aus dem Grund zu ziehen. Dabei wird eine Leine gegenüber vom Kettenschäkel, in der Nähe der Flunken befestigt und dann entweder zurück zum Boot, oder zu einer Ankerboje geführt. Die Trippleine sollte genug Lose haben. Sonst könnte bei zunehmendem Seegang Spannung auf die Leine kommen und der Anker möglicherweise ausbrechen.

Vermuren / Verkatten

Beim Vermuren werden zwei Anker in V Form gegen den Wind ausgebracht. Das verkleinert den Schwojkreis. Es befindet sich auf jeder Charteryacht ein Zweitanker in der Backskiste.

Beim Verkatten werden zwei Anker nacheinander in der Kette eingeschäkelt, um die Haltekraft zu erhöhen.

Ankern in Kroatien

 

Ankern mit Landleinen

Eine gute Art, in engen Buchten zu ankern, ist das Ausbringen zweier langer Leinen, die an Land gebracht und dort um Felsen, an Haken oder Ösen befestigt werden. Es sollten dafür keine Bäume genutzt werden. Dieses Manöver ist eher etwas für die größere Crew als für den Einhandsegler bestimmt. Es wird ein ganz normales Ankermanöver durchgeführt und dann die Landfeste entweder schwimmend oder mit dem Beiboot ausgebracht und an Land befestigt. Manche Skipper bringen zuerst die Landleine aus und ankern erst dann. Der Nachteil beim Ankern mit Landfesten besteht darin, wenn sich die Windrichtung ändert. So treffen dann evtl. der Wind und Welle breitseits auf die Yacht.

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