Nachtschicht auf See

Eine Nacht auf See zu verbringen ist für die einen ein absolutes No-Go, und für die anderen das schönste Erlebnis auf einem Segeltörn. 

Das Meer glitzert und es ist still geworden auf dem Schiff. Die Crew hat sich zurückgezogen, und jetzt sitzt man nur noch alleine im Cockpit und gleitet durch die tief schwarze Nacht. 

Aber wie sieht es eigentlich rechtlich aus? Darf ich das Charterschiff auch nachts bewegen ? Das kann pauschal nicht beantwortet werden. Hierfür müssen Sie das Kleingedruckte in Ihrem Chartervertrag lesen. Bis jetzt hatte ich noch kein Charterunternehmen, das ein Segeln in der Nacht generell verboten hat. Im Zweifel klären Sie das bei Ankunft am Stützpunkt.

Der große Vorteil einer Nachtfahrt ist, dass größere Distanzen überwunden werden können. Wenn der Wind günstig steht, kommen schnell mal 100 – 120nm in 24h zusammen. So könnte eine Törn von Split-Dubrovnik-Split bei günstigem Wind in einer Woche möglich werden.

Aber wie schauts in der Praxis aus? Welche Vorbereitung ist wichtig.

 

 

Seewetter

Als Erstes sollte der Wetterbericht befragt werden. Welche Wind- und Seegangsverhältnisse werden erwartet. Sind z.B. Gewitter vorhergesagt? 

Nicht nur starker Wind, sondern auch zu schwacher Wind mit schlagenden Segeln können in der Nacht sehr anstrengend werden und auf das Gemüt gehen.

 

Navigation

Studieren Sie die Seekarten.

  • Ist mit Düsen oder Kapeffekten zu rechnen?
  • Wann kommt welches Leuchtfeuer in Sicht?
  • Gibt es auf der geplanten Route Untiefen?
  • Müssen Verkehrstrennungsgebiete passiert werden?
  • Notieren  Sie sich alle wichtigen Informationen und kennzeichnen Sie diese in der Seekarte
  • Wann wir der Zielhafen erreicht? Wie ist die Ansteuerung?

 

Ist das Boot fit für die Nacht?

  • Funktionieren die Positionlampen und das Deckslicht?
  • Ist ein Handstrahler vorhanden?
  • Ist für jedes Crewmitglied eine Rettungsweste mit Lifeline vorhanden?
  • Ist eine Rettungsblitzboje an Bord? Funktionstest.
  • Kann der Plotter und die Instrumente gedimmt werden?
  • Ist Rotlicht am Kartentisch?
  • Ist genug Batteriekapazität für alle Verbraucher vorhanden?
  • Gibt es eine Möglichkeit, wo die Freiwache sicher in Rufweite schlafen kann?
  • Leesegel in den Kojen findet man eher nicht auf Charterschiffen.

 

Segeln Kroatien

 

 

Ist die Crew fit für die Nacht?

Ehe es durch die Nacht geht, sollten Sie auch über das Crewmanagement Gedanken machen. Wie viele erfahrene und unerfahrene Crewmitglieder sind an Bord? Sind 2er Wachen möglich oder müssen Solowachen gegangen werden? Anhand dessen verteilen Sie die erfahrenen Crewmitglieder auf die einzelnen Wachen. Dieser kann die Navigation in der Schicht übernehmen, während der Unerfahrene als Rudergänger fungieren könnte.
Der Skipper bespricht mit der Crew nochmal die KVR sowie die Lichterführung verschiedener Wasserfahrzeuge. Genau so wichtig ist das korrekte Erkennen von Richt-, Sektoren- oder Quermarkenfeuern und verschiedenen Leuchttonnen. Bringen Sie die gesamte Crew auf den gleichen Wissensstand, was die geplante Route angeht. Welcher Wind und Wetter wird in der kommenden Nacht erwartet? Manchmal ist es klug, mit den letzten Sonnenstrahlen schon ins Reff zu gehen. So muss nicht die Crew mitten in der Nacht geweckt werden. Oder es wird auf Raumen Kursen das Großsegel gleich ganz geborgen. 

 

Planen Sie kurze Übergaben bei dem Wachwechsel ein.

    • Wie lautet die aktuelle Position?
    • Untiefen auf der Kurslinie?
    • Gibt es Fahrzeuge in Sichtweite und wie laufen diese?
    • Sind Kursänderungen oder Segelmanöver notwendig?
    • Technische Probleme?

 

 

Segeln Kroatien

 

Erstellen Sie Regeln für die Nachtfahrt.

  • Kein Alkohol während der Wache.
  • Nur mit angelegter Rettungsweste ins Cockpit kommen.
  • Einpicken nicht vergessen.
  • Keiner geht alleine aufs Vorschiff (bei einem Einzelwachsystem Freiwache aktivieren!)
  • Je nach Wetterlage für anstehende Segelmanöver Hilfe organisieren.
  • 1x pro Schicht Kontrolle der Bilge und des Batteriezustands.
  • Positionsbestimmung in der Seekarte und im Logbuch eintragen.
  • In welchen Situationen möchte der Skipper geweckt und informiert werden?
    • Windzunahme ab welchem Bereich.
    • Unklare Annäherung von Fahrzeugen.
    • Technische Probleme

 

Fazit:


Nachtfahrten sind ein echtes Erlebnis und erweitern nicht nur den eigenen Horizont, sondern auch den Aktionsradius eines Törns erheblich. Um die Dunkelheit auf See ohne Komplikationen zu meistern, ist allerdings ein größeres Maß an sorgfältiger Vorbereitung also ohnehin schon notwendig. Auch die Ausrüstung der Yacht sollte zur Nachtfahrt passen. Ansonsten gilt es, nachts defensiver, wachsamer und umsichtiger unterwegs zu sein.
Viele, die schon nachts gesegelt sind, können später kaum noch davon lassen. Einen Sonnenauf- und Untergang auf See zu erleben oder nachts allein im Cockpit zu sitzen, hat einen ganz besonderen Charme. Nirgendswo sonst bekommt man einen so fantastischen Ausblick auf die Milchstraße.

Wie fast immer auf See, kommt es auch hier auf eine gute Vorbereitung an.

 

 

 

 

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